Mit Akkuschrauber im Rucksack nach Nepal
22.03.2018, Flughafen München. Wir, eine 17-köpfige Truppe, wartend mit Rucksack auf dem Rücken und grünem Seesack in der Hand. Bereit für eine abenteuerliche Reise nach Nepal und unwissend was kommen mag.
Aber lasst uns von vorne beginnen! Bereits am Anfang des Schuljahres hatten wir, die Mitglieder des P-Semiars Nepal begonnen Spenden zu sammeln, um den Schülerinnen und Schülern der Lophelling Boarding School im entlegenen Manangtal, sowie den Kindern des Rangeen Homes im tropischen Pokhara eine Freude zu machen. Ziel unseres Projekts war es, mit den daheim gesammelten Spenden Handwerkszeugs und Malerutensilien vor Ort zu kaufen, damit wir Kinderbetten an der LBS reparieren, ebenso wie die Kinderzimmer und die Schulfassade mit Bildern gestalten konnten. Außerdem wollten wir jedem Kind des Rangeen Homes ein Kissen schenken, das mit seinem Namen und einem persönlichen Bild versehen war. Glücklicherweise bekamen wir vom Schulleiter Gonpo an der Lophelling School und dem Leiter des Rangeen Homes Phuntsok tatkräftige Unterstützung bei der Organisation!
In Kathmandu gelandet und nach einer kurzen Gepäckkontrolle (unsere mitgebrachten Akkuschrauber kamen dem Flughafenpersonal etwas suspekt vor) verließen wir schließlich das Gebäude, tauchten ein in dieses für uns unbekannte Land. Einen Gebetsschal später, saßen wir auf zwei Busse verteilt, gespannt an den Fenstern und stürzten uns in das wilde Verkehrschaos Nepals. Die Luft und die Gerüche verschlugen uns im wahrsten Sinne des Wortes den Atem. Auch unser Peitinger Arzt Dr. Philipp Wagner war mit seiner Familie an Bord, die uns auf unserem Abenteuer begleiteten. Philipp hatte kiloweise Medikamente dabei, nicht nur um uns im Notfall zu versorgen, sondern vor allem, um bedürftige Kinder und Erwachsene im Manangtal zu behandeln.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf zu unserem ersten Programmpunkt: Wir durften an der Eröffnungsfeier des neuen Rangeen Homes teilnehmen. Die Kinder hatten für die Gäste eine Reihe wunderbarer und farbenfroher Tänze vorbereitet und auch wir durften etwas beitragen: Eine Sternpolka und die Bayerische Hymne. Nach weiteren Ansprachen und einer Besichtigung des Gebäudes genossen wir zusammen mit den Vereinsmitgliedern der Nepal Initiative Schongau, sowie den Rotariern aus Augsburg das bekömmliche Buffet. Es war ein sehr eindrucksvoller erster Tag.
In Kathmandu blieben wir nicht lange, sondern machten uns in unserem Bus auf in das beschauliche Städtchen Besisahar, das am Eingang des Annapurrna Circuits liegt. Mit Bananenstaude und Musikbox im Gepäck ging die 9-stündige Busfahrt vorbei wie im Flug. In Besisahar fielen wir nach einem Abendessen im Kerzenschein (ein Gewitter verursachte einen Stromausfall) erschöpft in unsere Betten.
Zusammengepresst zu Zehnt in einem Jeep machten wir uns schon früh am nächsten Morgen auf in die Berge. Auf mit Schlaglöchern übersäten Schotterwegen, Felsen erklimmend und Flüsse durchquerend zeugten blaue Flecken und Beulen noch tagelang von der abenteuerlichen Fahrt. Nach einem Mittagessen im Dorf Tal stapften wir bestärkt und frohen Mutes unserem Guide Pemba hinterher. Nach dieser ersten Wanderung sollten noch vier Tage folgen, die uns über schwindelerregende Hängebrücken und durch kleine Bergdörfer führten. Während der anstrengenden Tour begleitete uns eine atemberaubende Berglandschaft und der Fluss ,,Marsyangdi“ bis wir unser Ziel erreichten: Die Lophelling School.
Zusammen mit den Kindern hatten wir wunderschöne Tage. Die Wände bekamen einen neuen Anstrich und wurden von uns mit Motiven verziert. In den Schlafsälen wurden die Betten repariert. Außerdem hatten wir viel Spaß zusammen, zum Beispiel beim Fußball spielen, Mandala malen, Volleyball spielen und einfach miteinander Zeit verbringen. Dank der fleißigen Strickköniginnen des Gymnasiums Geretsried, konnten wir jedem Kind eine selbstgestrickte Mütze, einen Schal und Handschuhe schenken!
Am letzten Tag an der Schule hatte sich der sympathische Schulleiter Gonpo noch etwas Besonderes ausgedacht: ein Lagerfeuer bei Dunkelheit mit allen Kindern und Lehrern. Gemeinsam haben wir gesungen und um das Lagerfeuer getanzt, einige haben auch Seifenblasen gepustet, die dann um uns herum geflogen sind. Das war eine tolle Atmosphäre, jeder hat gestrahlt. Doch dann kam der Abschied. Es fiel uns allen sehr schwer, da uns die Kinder in den vier Tagen sehr ans Herz gewachsen sind und wir ihnen auch. Dennoch war es auch ein schönes Gefühl, da wir zurück auf die Schule blicken konnten und ein Ergebnis unserer Arbeit gesehen haben und nun sagen können: Wir haben echt was geschafft.
Dann war es schon wieder soweit und wir sind mit dem Jeep wieder zurück nach Besisahar gefahren. Nach einer für manche etwas unruhigen Nacht (wir hatten Kakerlaken unter den Betten gefunden, was die Jungs echt abenteuerlich fanden) sind wir am nächsten Tag mit dem Bus nach Pokhara gefahren. Dort herrscht tropisches Klima, weshalb die Tage nun etwas von ,,Urlaubsfeeling“ hatten. Dennoch saßen wir nicht tatenlos herum, sondern besuchten das Rangeen Home. Wir haben uns sehr gefreut die liebevollen Leiter Phuntsok und Tsering und die Kinder dort zu sehen, die uns mit einigen nationalen Tänzen begrüßten. Wir wurden durch das ganze Haus geführt und sofort in die Spiele mit eingebunden. Schließlich haben wir den Kindern ihre Kissen überreicht, was ohne die Unterstützung von Phuntsok und Tsering nicht so erfolgreich gelungen wäre. Das war ein schöner Abschluss, bevor wir zuerst nach Kathmandu, und schließlich am 10. April zurück nach Deutschland geflogen sind.
Wir sind alle sehr froh, bei dieser unglaublichen Reise dabei gewesen zu sein und bedanken uns sehr bei Dr. Philipp Wagner, der uns und die Kinder der Lophelling School medizinisch hervorragend betreut hat, ebenso wie bei unseren Lehrern Herrn Neumeier und Frau Dietzel! Ein großer Dank geht auch an Gonpo an der Lophelling School und Phuntsok und Tsering im Rangeen Home. Ohne sie wäre unsere Reise nur halb so schön gewesen!
Martina Schuster und Amelie Kaul, Q11
Eindrücke der Schülerinnen und Schüler:
Jasmin Heichele: „Am meisten beeindruckt haben mich die Menschen in den Bergen, die trotz ihrer Armut so gastfreundlich und glücklich sind.“
Sabrina Osterried: „Mir hat es sehr gut gefallen, mit den Kindern an der Lophelling Boarding School und unseren Gastfamilien beim homestay direkt in Kontakt zu kommen. Wir haben einen Einblick in ihre Religionen bekommen und verstanden, dass man auch mit wenig Besitz glücklich sein kann und respektvoll mit der Welt und allen Lebewesen umgehen sollte.“
Hannah Zimmermann: „Mich hat besonders schockiert, wie Menschen an veralteten Traditionen (Kastensystem etc.) festhalten, aber gleichzeitig war es unglaublich schön zu sehen, wie wir vor Ort wirklich helfen konnten, und schon die kleinsten Gesten den Kindern ein riesiges, echtes Lächeln ins Gesicht zaubern konnte.“
Simon Kögel: „Mich hat es sehr erstaunt, dass die nepalesischen Kinder sich schon bei den kleinsten Geschenken riesig freuten. Wir können uns hier eine Scheibe abschneiden und uns auch des Öfteren über die kleinen Dinge im Leben freuen.“
Maresa Kalischko: „Am meisten beeindruckt hat mich die atemberaubende Landschaft der Berge
und die vielfältige, offene und trotzdem sehr bescheidene Lebensart der Menschen. Die tragende Gemeinschaft unserer Gruppe wird mir für immer in Erinnerung bleiben.“
Amelie Kaul: „Am meisten gefreut habe ich mich als ich mein Patenkind Urmila im Rangeen Home kennen gelernt habe. Wir haben uns sehr gut verstanden und es war schön zu sehen, wie gut sie es dort hat.“
Nicola Jais: „Man braucht nicht viel um glücklich zu sein. Eine Weisheit, die einem schon oft begegnet ist, aber derer Tragweite einem erst durch die Reise nach Nepal vollkommen bewusst wurde. Die Menschen dort zählen zu den Ärmsten der Welt, sie haben nichts. Aber hindert diese Tatsache sie daran, uns mit einem steten Lächeln auf dem Gesicht, mit offenen Armen willkommen zu heißen? Sie haben uns gelehrt, das Schöne im Einfachen zu sehen.“