Bereits seit einigen Monaten ist das Flachdach des Hauptgebäudes an der Lophelling Boarding School (LBS) nicht mehr dicht. Übergangsweise hat sich Headmaster Gonpo zusammen mit seinem Team und allen Kindern an regnerischen Tagen mit Plastikplanen und zahlreichen Eimern beholfen, um das Gebäude und speziell den großen Speisesaal einigermaßen trocken zu halten.

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Für eine solide und langfristige Lösung wurde im Frühling in Zusammenarbeit mit Gonpo diskutiert, geplant und verschiedene Ideen ausgearbeitet. Bald war klar, dass ein komplett neues Dach die beste und nachhaltigste Lösung darstellt. Auf Grundlage einer Skizze von Wolfgang Ott, haben Johannes Eisner und Stephan Baur mit Unterstützung von Schreinern und Zimmerern von der Berufsschule Bad Tölz einen entsprechenden Dachstuhl geplant. Die Idee war, ein Pultdach auf das bestehende Flachdach aufzusetzen und sinnvoll an Grundmauern und Säulen abzustützen. Eine große Herausforderung für die Konstruktion bestand darin, dass – ohne einen Vorlauf von mehreren Monaten – in Nepal lediglich Holz mit einer maximalen Länge von etwa 3 Metern erhältlich war. Der Bau eines klassischen Dachstuhls aus Pfetten und Sparren war somit nicht möglich. Für den neuen Dachstuhl wurden deshalb sogenannte Gitterträger entworfen, die sich aus zahlreichen, eher kurzen Brettern zusammensetzen und so schließlich die notwendige Länge von gut zehn Metern überspannen.

Nach einer intensiven Planungsphase ging es dann an die Materialbeschaffung vor Ort. Bei einem Sägewerk in der Nähe von Kathmandu wurden all die Bretter und Holzlatten organisiert und zugeschnitten. Schließlich wurden die über 15 Tonnen Holz auf einen schweren LKW für den Transport nach Besisahar verladen. Johannes machte sich parallel dazu auf den Weg nach Nepal, um als Projektleiter das gesamte Bauvorhaben zu koordinieren. Mit etwa 100.000 Stahlnägeln und diversem Werkzeug brach Johannes dann mit vier Jungs aus dem Rangeen Home mit dem Holztransporter nach Besisahar auf. Dort wurde das gesamte Material auf kleinere und geländegängige Laster umgeladen und schließlich konnte Gonpo die Baumaterialien mit Johannes und den Jungs an der LBS auf über 3000 m in Empfang nehmen.

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Für eine Verschnaufpause war jedoch nicht wirklich Zeit. Sofort wurden die Vorbereitungsmaßnahmen am bestehenden Gebäude durchgeführt, die ersten Bretter zugesägt und die Nägel zu tausenden per Hand im Holz versenkt. Unterstützt wurde das Team zusätzlich von Laxman, einem befreundeten Handwerker von Johannes aus der Nähe von Kathmandu, und drei Schreinern aus dem Manang-Tal. Soweit neben dem Unterricht möglich, halfen auch die Lehrkräfte der LBS tatkräftig mit. Johannes koordinierte somit ein buntes Team und schulte alle fleißigen Helfer in den unterschiedlichen Arbeitsschritten. Besonders erfreulich ist die Mitarbeit der vier Jungs aus dem Rangeen Home, die ursprünglich aus dem Manang-Tal stammen und damit auch ihre eigentliche Heimat besuchen können.

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Euphorie und Stolz verbreitete sich im Team, als der erste mächtige Gitterträger unter vielen Schweißperlen auf das Dach montiert wurde. Spätestens in dieser Bauphase konnten sich alle die geplante Dachkonstruktion bildlich vorstellen. Schnell wurde jedoch allen klar, dass noch weitere 18 Gitterträger gebaut und montiert werden wollen. Außerdem müssen im Anschluss noch ca. 280 Dachlatten und rund 230 Wellbleche fixiert werden. In der letzten Bauphase wird als Verkleidung und Windschutz eine Holzverschalung an allen vier Seiten des neuen Daches angebracht. Johannes ereignisreicher Urlaub neigte sich nach der Montage des vierten Gitterträgers schließlich zu Ende und somit musste er das Manang-Tal verlassen. Gonpo und sein Team sind aber durch zahlreiche Pläne und Schulungen von Johannes gut gerüstet und arbeiten selbstständig am Dach weiter. Johannes steht dem Team an der LBS weiterhin bei Fragen, Entscheidungen und Problemen über das Internet zur Seite. Außerdem wird Gerhard Schmitt nach Nepal reisen und das Team vor Ort in der letzten Projektphase unterstützen. Und so entsteht aktuell Schritt für Schritt das neue Dach auf dem Hauptgebäude der LBS und wird voraussichtlich rechtzeitig vor der Regenzeit im Sommer fertiggestellt.